In diesem Jahrgang präsentiert Herbert Österreicher ausgewählte Gewürz-, Duft- und Arzneipflanzen, die in Kita-Gärten angebaut werden können, sich aber auch in der freien Natur, auf Wiesen, in Wäldern und an Wegrändern finden lassen. Es lohnt sich, sie kennen zu lernen.


Der Spitzwegerich wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2014 erklärt. Damit wird eine unserer verbreitetsten Wildpflanzen gewürdigt, die auch vielen Kinder gut bekannt ist.


Namen und Verwandtschaften

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist eine von weltweit rund 160 Wegerich-Arten und gehört zur Familie der Wegerichgewächse. Seine Unverwechselbarkeit sowie sein Jahrhunderte alter Gebrauch als Heilpflanze haben zu einer Vielzahl von Namen und Bezeichnungen geführt: Spießkraut, Spitzfederich, Spitz-Wegeblatt, Wegetritt, Heilwegerich, Wundwegerich und viele andere. Häufig weisen sie entweder auf seine Verbreitung an und auf Wegen hin, oder sie machen auf seinen medizinischen Nutzen aufmerksam.


Aussehen und Erkennungsmerkmale

Das auffälligste Merkmal der Pflanze sind die spitz zulaufenden, langen und schmalen Blätter, die rosettenförmig dicht über dem Boden entspringen. Sie werden 20 bis 40 Zentimeter lang und besitzen eine Besonderheit, die unter den Blütenpflanzen nicht allzu verbreitet ist: Die 3 bis 7 Blattnerven verlaufen nebeneinander vom Blattgrund bis zur Blattspitze, und wenn man ein einzelnes Blatt vorsichtig in die Länge zieht, bis das Blattgewebe reißt, zeigen sich die sehnigen Stränge der Blattnerven. Besonders gut zu sehen ist das beim Blatt des Breitwegerich.1

Ab etwa Mai beginnt die Pflanze zu blühen, mit einer Vielzahl winziger Einzelblüten an der Spitze einer walzenförmigen Ähre. Die Samen, die später paarweise in kleinen Kapseln reifen, sind so winzig, dass man eine Lupe braucht, um sie betrachten zu können.

Nicht alle Wegerich-Arten lassen sich gut voneinander unterscheiden. Aber es ist nicht problematisch, wenn man sie beim Sammeln der Blätter – zum Beispiel für einen Tee – verwechselt, da die Inhaltsstoffe aller Arten ähnlich zusammengesetzt sind.



Herkunft, Standorte und ökologische Bedeutung

Der Spitzwegerich ist in ganz Europa und weiten Teilen Asiens verbreitet. Er bevorzugt trockene Wiesen und Weiden sowie die Ränder von Wegen und Feldern. Zwar sind andere Wegericharten wie der Breitwegerich (Plantago major) trittverträglicher, aber wenn ein Weg oder eine Rasenfläche nicht allzu stark benutzt wird, kann sich der Spitzwegerich dort ganz gut halten. In einer für solche Bereiche typischen Trittrasen-Pflanzengesellschaft finden sich naturgemäß Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen, zum Beispiel Strahlenlose Kamille, Vogelknöterich, Weidelgras, Weißklee und Hirtentäschel. In jedem Fall handelt es sich um sonnige Flächen, und der Boden ist oft eher nährstoffarm und sandig. Der Spitzwegerich mischt sich aber auch gern in die artenreicheren Pflanzengesellschaften von Wirtschaftswiesen und Weiden und wächst dann neben Löwenzahn, Gänseblümchen, Honiggras, Wiesenrispengras, Knäuelgras, Rotklee und Schafgarbe.

Zwar gehören die Wegerich-Arten nicht zu den Erstbesiedlern eines Areals, aber weil sie genügsam und robust sind, helfen sie, einen Boden zu befestigen und gegen Erosion zu schützen. Auf den tiefwurzelnden Spitzwegerich trifft das in besonderer Weise zu. Aus diesem Grund kann man ihn durchaus zu den Pionierpflanzen zählen.

Neue Gebiete kann die Pflanze auf unterschiedliche Weise erreichen, doch die Verbreitung mittels Samen ist am wichtigsten. Die Samen sind nämlich leicht klebrig, bleiben an Tieren, Schuhen und Fahrzeugen haften und werden so gelegentlich über weite Strecken transportiert.


1    Zu den wenigen Pflanzen, die ebenfalls parallelnervigen Blattstrukturen aufweisen, gehören die Orchideen, die mit den Wegerichgewächsen allerdings nicht enger verwandt sind.



Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05/14 lesen.

 


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