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Kita-Außengelände klimaresilient gestalten
Zunehmend beklagen Teams, dass ihre Außengelände im Sommer an heißen Tagen kaum noch nutzbar sind. Einzelne Sonnensegel oder zusätzliche Bäume reichen vielerorts zur Lösung des Problems nicht aus. Was wir brauchen, ist ein grundlegendes Umdenken in der Raumgestaltung. Wie wir Außengelände für Kinder attraktiver und klimaresilient zugleich gestalten und dabei das Thema BNE nachhaltig in die pädagogische Praxis integrieren können, weiß die Pädagogin Diana Rosenfelder.
Die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels sind für uns alle längst spürbar. Hitzewellen, Dürren und Starkregen kommen häufiger vor, dauern länger an und nehmen an Intensität zu. Das stellt auch Kindertagesstätten vor große Herausforderungen. Vor allem junge Kinder reagieren sensibel auf hohe Temperaturen, UV-Strahlung oder schlechte Luftqualität und benötigen deshalb besonderen Schutz und geeignete Rückzugsräume.
Vom Funktionsraum zum Bildungsraum
Allerdings sind viele Einrichtungen für die veränderten klimatischen Bedingungen kaum gerüstet. Häufig prägt immer noch ein funktionsorientierter Spielplatz das Bild des Außengeländes: überdimensionierte Pflaster- und Sandflächen, standardisierte Spielgeräte sowie eine einseitige bzw. nicht standortgerechte Vegetation. Weder können die Kinder sich hier als aktive Gestalter:innen und Konstrukteur:innen ihrer Bildungs- und Entwicklungsprozesse erleben, noch finden sie ausreichend Schutz und Rückzugsbereiche. Die versiegelten Flächen und Sandbereiche speichern die Hitze, fehlende bzw. ungeeignete Bepflanzung verhindert die notwendige Abkühlung, und abgespielte Rasenflächen verwandeln sich bei Sonne in Staubwüsten oder bei Regen in Matschflächen. Oft kann das Regenwasser durch verdichtete Böden nicht ausreichend versickern. Dann müssen Teile des Außengeländes gesperrt werden, und an besonders heißen Tagen bleibt der Rückzug in die (hoffentlich gut isolierten) Innenräume die einzige Option.
Ökologie trifft Pädagogik
Es braucht also dringend Lösungen, die die ökologische und pädagogische Sicht gleichwertig zusammenführen. Ein zukunftsfähiger Ansatz liegt in der naturnahen Gestaltung der Außengelände. Hier verschmelzen pädagogische, ökologische und gestalterische Perspektiven. Im Gegensatz zu klassisch funktionalen Spielplätzen schaffen naturnahe Außengelände komplexe Erfahrungsräume, die vielfältige Impulse geben – und gleichzeitig dem Klimawandel aktiv begegnen. Konkrete Schritte dahin können sein:
Entsiegelung: Sand- und Pflasterflächen minimieren Insbesondere Sand- und Pflasterflächen heizen sich stark auf und geben die Wärme an die Umgebung ab. Damit wird das Mikroklima zusätzlich negativ beeinflusst. Deswegen sollten diese Flächen erheblich reduziert und durch Pflanzbereiche sowie schattenspendende Bäume ersetzt werden. Sand wird zudem häufig als Fallschutz um Spielgeräte eingesetzt. Das trägt nicht nur zur Überhitzung bei, sondern langfristig auch zur Versandung des Gartens, da er sich leicht in der Umgebung verteilt oder auch von den Kindern in die für sie interessanten Spielecken transportiert wird. Für Fallschutzbereiche bietet sich als Alternative Holzhäcksel an: Er heizt sich sehr viel weniger auf, ist naturnah und im Vergleich pflegeleichter, weil er weniger oft ausgetauscht werden muss.
Heimische Pflanzen: Den Garten in einen lebendigen Lebensraum verwandeln Die Situation werden viele kennen: Der ursprünglich vorhandene Rasen spielt sich mehr und mehr ab, und die Fläche wird bei Sonne staubig und bei Regen schlammig. Aus diesem Grund sollte immer die Anzahl der Kinder in Relation zur Größe des Geländes betrachtet werden. Oft kommt man zu dem Ergebnis, dass Rasen durch den hohen Spieldruck keine Chance hat. Alternativ bieten sich hier Pflanzbereiche an, die das Gelände in verschiedene Spiel- und Wegebereiche strukturieren. Für die passende Bepflanzung sind heimische Wildpflanzen die beste Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft, denn sie besitzen die höchste Resilienz gegenüber Trockenheit. Darüber hinaus schaffen sie einen wertvollen Lebens- und Nahrungsraum für die heimische Insekten- und Kleintierwelt. Schmetterlinge, Insekten und auch heimische Kleintiere wie z.B. Igel und verschiedene Vogelarten finden hier Schutz und Nahrung. So entsteht ein lebendiger Naturraum, der die Biodiversität und den Artenschutz fördert.
Diana Rosenfelder, Dipl.-Pädagogin, Fortbildnerin, Referentin und Autorin, plant und gestaltet naturnahe Außengelände für Kindertagesstätten und Schulen.
Kontakt
www.naturnahe-kita.de